Von aussätzigen Leprakranken, Amtsherren und bürgerlichen Sommerfrischlern: Die Entwicklung des für die heutige Stadt namensgebenden Stadtteils hat wie das heutige Bad Schwartau einiges zu bieten.
Dabei war Schwartau über mehrere Jahrhunderte zunächst eher eine Exklave von Lübeck, wo die Lübecker an der Schwelle vom Hoch- zum Spätmittelalter ein Siechenhaus für Leprakranke Stadtbewohner nebst einer Kapelle errichten ließen. Schon einige Jahrzehnte zuvor war dort eine 1215 erstmals erwähnte Wassermühle am Fluß Schwartau errichtet worden und um 1300 folgte eine Gastwirtschaft (der „Große Krug“).
Schwartau als eigenständiger Ort entwickelte sich erst im 17. Jahrhundert langsam seit dem Ende des 30jährigen Krieges, nachdem der Bischof von Lübeck den Amtssitz des damaligen Amtes Kaltenhof nach Schwartau verlegte. Seither stand das hiesige Amtshaus an der Stelle, wo im Deutschen Kaiserreich das Großherzogtum Oldenburg das bis heute ortsprägende Amtsgerichtsgebäude errichten ließ. Bis 1660 reicht die Überlieferung der dortigen Gerichtsprotokolle zurück.
Am Handelsweg zwischen Lübeck- Eutin-Kiel gelegen, siedelten sich im 18. Jahrhundert vermehrt Handwerker, Gastwirte und „Höcker“ südlich des Amtshauses an und bildeten einen Marktplatz, der 1742 das Marktprivileg erhielt. Aus der kleinen Ansiedlung war ein sogenannter Marktflecken entstanden und bis heute hat der Stadtteil neben der Verwaltung ein pulsierendes Wirtschaftsleben mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants.
Einen erheblichen Aufschwung brachte das 19. Jahrhundert: Schwartau war nicht nur durch die bis 1864 bestehende günstige Zollsituation im damaligen Fürstentum Lübeck zwischen Lübeck und Dänemark für Gewerbetreibende beliebt, sondern besonders auch vom beginnenden Tourismus der sogenannten „Sommerfrischler“ als reizvolles Ziel vor den Toren Lübecks entdeckt worden. Als dann noch 1895 eine erste Sohlquelle gebohrt wurde, schien die Sache Perfekt: Schwartau entwickelte sich stetig, wurde 1912 zur Stadt ernannt und bekam 1913 als Kurbad den Titel „Bad“ verliehen. Kur- und Klinikwesen mit Kurparksee und kurzen Wegen in die Natur prägen wie schmuckvolle Gründerzeitbauten und eine lebendige Innenstadt den Stadtteil bis heute.