Kaltenhof - eine herrschaftliche Domäne
Der Ortsteil Kaltenhof geht auf ein im 13. Jahrhundert entstandenes bischöfliches Gut zurück. Erst im frühen 20. Jahrhundert entwickelte sich mit Gründung der Villenkolonie Kaltenhof der heutige Stadtteil.
Es war der für seine offenen Auseinandersetzungen mit dem Rat der Stadt Lübeck bekannte Lübecker Bischof und Domherr Burkhard von Serkem, der in seiner 1276 beginnenden Amtszeit den nahe der Grenze zur Stadt Lübeck und der Trave gelegenen Wirtschaftshof Kaltenhof befestigen ließ. Eine Provokation gegen die Stadt, der kaiserlich verbrieft worden war, dass beidseitig der Trave keine weiteren Befestigungen errichtet werden durften. Der Streit eskalierte und 1299 wurde Kaltenhof von Lübeckern niedergebrannt. Erst nach erbitterten Prozessen, die selbst König und Papst beschäftigten, konnte Kaltenhof 1314 wieder neu errichtet werden. Mittlerweile hatte der Bischof selbst seinen Sitz nach Eutin verlegt. Ein entscheidender Baustein für die besondere politische Entwicklung unserer Region vom Fürstbistum Lübeck zum Fürstentum und zuletzt Landesteil Lübeck, das erst 1937 mit dem Aufgehen in Schleswig-Holstein endete. Kaltenhof selbst wurde in diesem politischen Gebilde zum Sitz eines eigenen Verwaltungsbezirks, seit 1623 als Amt Kaltenhof bezeichnet, das aber schon wenig später in den 1640er Jahren nach Schwartau verlegt wurde.
Was blieb war das bis 1847 immer wieder wechselnd verpachtete landwirtschaftliche Gut Kaltenhof. Bei Auflösung gingen die Ländereien an die in Schwartau ansässigen Menschen und der damalige Flecken hatte nun endlich das, was es zur Entwicklung zu einer richtigen Stadt brauchte: Fläche.
Noch heute zeugen viele erhaltene prächtige Wohnbauten vom Aufschwung der „Villenkolonie Kaltenhof“ im Deutschen Kaiserreich. Die wohl prächtigste Villa der damaligen Zeit, das sogenannte „Schloss Marienholm“, ist hingegen längst wieder Geschichte und moderneren Wohnbauten gewichen.