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Die unbeliebten Knöllchenverteiler

Die unbeliebten Knöllchenverteiler - Geschichten aus dem Rathaus

Bei ihrer oft anstrengenden Arbeit brauchen Politessen viel Fingerspitzengefühl – Frau Persson ist mal eine Strecke mitgegangen

Man riet mir im Vorwege bequemes Schuhwerk anzuziehen. Nicht solche Hackenschuhe. Gesagt, getan. Aber eigentlich hätte ich meine Joggingschuhe mitnehmen müssen. Denn heute begleite ich eine Kollegin auf einer ihrer Touren. Kaum drehe ich mich um, ist sie auf dem Großparkplatz verschwunden. Ich warte kurz und entdecke sie dann eine Reihe weiter. Ihr geschultes Auge – mittlerweile schon seit 17 Jahren im Dienst - erfasst auch von der Rückseite eines Autos, ob eine Parkscheibe ausgelegt wurde und sogar ob die eingestellte Uhrzeit richtig ist. Ein Auto überholt sie auf dem Parkplatz und sie tritt einen Schritt zur Seite. „Das ist nicht immer so, dass die Autos langsam an einem vorbei fahren, manche geben auch noch extra Gas, wenn sie mich als Überwachungskraft erkennen.“ Ich bin entsetzt. Wie kommt es nur zu solchen Reaktionen?

"Die Politessen"

Früher hießen sie Politessen, heute haben sie den Namen „Überwachungskraft des ruhenden Verkehrs“ inne. Sie achten darauf, dass unter anderem Autofahrer Halte- und Parkverbote beachten, keine Feuerwehrzufahrten blockieren, Parkzeiten nicht überschreiten und Behindertenparkplätze frei gehalten werden. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit des Verkehrs.

In Bad Schwartau stehen über 2000 Parkplätze kostenfrei zur Verfügung. Einzige Bedingung: Es muss gut sichtbar eine Parkscheibe im Fahrzeug liegen. Und hier wurden schon die dollsten Dinger von unseren Überwachungskräften gesichtet. Eine Parkscheibe z. B., die mit einem Uhrwerk betrieben wird. Die sich von alleine Minute für Minute weiterdreht. Aber es ist wie damals in der Schule – die Lehrer kennen mittlerweile schon jede Methode, wie geschummelt wird. Und unsere Überwachungskräfte eben auch!

Auch erlaubt und gerne gesehen: Eine Parkuhr, die sich einschaltet, sobald der Motor abgeschaltet wird. Kein Vergessen mehr, kein falsches Einstellen der Uhrzeit. Der neue Ersatz für die Parkscheibe.

Andere Vergehen

Aber nicht nur die abgelaufene Zeit der Parkscheiben wird kontrolliert, sondern auch das unrechtmäßige Parken. Z. B. auf Bürgersteigen, im absoluten Halteverbot, parken auf gleich zwei Parkplätzen oder, „nur ganz kurz“ auf Behindertenparkplätzen. Das alleinige Mitführen eines Behindertenausweises berechtigt nicht auch gleichzeitig zum Parken auf einem solchen Parkplatz. Dies ist nur erlaubt, wenn der Inhaber des Ausweises im Auto mit dabei ist.

„Ich mache nur meinen Job.“ Wie oft mussten unsere Überwachungskräfte schon diesen Satz sagen. Für Bad Schwartau sind sechs an der Zahl im Namen der Ordnung unterwegs. „Geschichten könnte man schreiben, ganze Bücher!“ Die „Kundschaft“ ist auch nie um eine Ausrede verlegen. Und Schuld ist sie zudem nie. „Nur mal ganz kurz…“ parken, einkaufen gehen, Oma abholen vom Arzt, ausladen… und den fließenden Verkehr – auch Einsatzfahrzeuge - dabei behindern. Am Anfang waren sie noch schockiert und entsetzt über das offensichtliche Lügen. Unabhängig von Alter und Einkommen.

Der Ton macht die Musik

Aber bei den Ausreden oder Ausflüchten bleibt es leider nicht immer. Was sich die Kolleginnen manchmal anhören müssen, grenzt manchmal schon an Körperverletzung. Sätze wie: „Sind Sie total bescheuert?“ oder „Wie dumm muss man sein?“, sind hier nicht die Seltenheit. Aber wie geht man damit um? Eine der neueren Kolleginnen, aber auch bereits seit 2 Jahren dabei, beschreibt sich selbst nicht als dünnhäutig, musste aber in der ersten Zeit doch ganz schön schlucken, bei dem, was manche Menschen sich verbal so leisten.

Als Überwachungskraft braucht man viel Fingerspitzengefühl. Wichtig ist es, immer ruhig zu bleiben und nicht gleich zurückzuschreien, wenn der Gegenüber laut und ausfallend wird. Deshalb sind bei Einbruch der Dunkelheit die Kolleginnen zur Sicherheit auch immer zu zweit unterwegs. Leider kommt es durchaus auch mal vor, dass unsere Überwachungskräfte Anzeige erstatten. Dies geschieht zwar nur selten, aber dann ist die Beschimpfung derart heftig ausgefallen, dass hier eine Grenze überschritten wurde.

Handwerkszeug

Die mobilen Datenerfassungsgeräte sind im Arbeitsalltag wichtigster Arbeitsgegenstand. Damit wird der Wagen des Falschparkers protokolliert. Welches Kennzeichen hat er, wo stand er, was ist vorgefallen um wieviel Uhr? Zum Nachweis werden noch 2 – 3 Beweisfotos gemacht. An dem Scheibenwischer bleibt lediglich ein kleiner blauer Zettel zurück mit dem Hinweis, dass ein Brief von der Stadtverwaltung folgen wird und auch warum.

Nach der Schicht werden die erfassten Daten in der Dienststelle auf den Computer überspielt und an die hiesige Bußgeldstelle übermittelt. Büroarbeit fällt für die sechs Überwachungskräfte sonst nur an, wenn Parksünder mit dem Ticket nicht einverstanden sind und sie eine schriftliche Stellungnahme verfassen müssen. Schwere Fälle landen vor Gericht. Dann treten sie als Zeuginnen auf.
Ihr Wissen bekommen die Knöllchenschreiber in internen und externen Schulungen vermittelt. Einstellungsvoraussetzungen: eine abgeschlossene Berufsausbildung, Besitz eines Führerscheins, gute körperliche Verfassung und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit. 

Vielleicht ist dieser Bericht ganz hilfreich und übt Verständnis aus, wenn dem einen oder anderen demnächst die Parkscheibe „abhanden kommt“ und er einen blauen Zettel am Fenster seines Wagens erblickt. Die „Politessen“ können garantiert nichts dafür. Doch Recht und Ordnung muss sein. Und einfach mal daran denken: Der Ton macht die Musik.

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